Energetische Sanierung +++ Nachbericht Expertentelefon vom 27.09.2018

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Energetische Sanierung +++ Nachbericht Expertentelefon vom 27.09.2018

NACHBERICHT EXPERTENTELFON „Energetisch sanieren“ vom 27.09.2018

Der clevere Weg zum energieeffizienten Zuhause

Vor dem Sanieren eine umfassende Energieberatung nutzen und keine Fördermittel verschenken

Die Fassade ist seit dem Bau des Eigenheims so gut wie unverändert, auch die Fenster haben bereits mehr als 25 Jahre auf dem Buckel und die Heizung verbraucht viel mehr, als heute noch zeitgemäß ist. Vielen Hausbesitzern ist klar, dass es höchste Zeit wird für eine umfassende, energetische Sanierung. Wenn das Zuhause abbezahlt ist und man es für den nahenden Ruhestand noch einmal gründlich verschönern will, ist ein guter Zeitpunkt für die Modernisierungsarbeiten gekommen. Allerdings verbinden sich für den Laien damit zahlreiche Fragen: Welche Maßnahmen lohnen sich wirklich, in welcher Reihenfolge sollte man vorgehen, wie lassen sich Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen sichern? Unsere Ratgeberaktion machte deutlich, wie groß der Informationsbedarf ist.

Am Telefon saßen:

Sandra Limke, Dipl.-Ing. Maschinenbau, Fachrichtung Energietechnik, Energieberaterin mit Schwerpunkt Energieoptimierung, Landessprecherin DEN e.V. Schleswig-Holstein

Peter Ackermann-Rost, Dipl.-Ing. Bauingenieur und Energieberater, KFW-Sachverständiger, Experte für Qualitätssicherung am Bau, Landessprecher DEN e.V. Berlin

Dietmar Rieth, Dipl.-Ing. elektrische Energietechnik, Energieberater und Effizienzexperte, Schwerpunkt Anlagentechnik, Landessprecher DEN e.V. Rheinland-Pfalz

Rolf Canters, Dipl.-Ing. Bauingenieur, Energieberater mit den Schwerpunkten Baubiologie sowie Forschung und Entwicklung energieeffizienter Systeme, Fachbuchautor Innendämmsysteme und Wandheizung, Landessprecher DEN e.V. Baden-Württemberg

 

Dämmen lohnt sich – durch eingesparte Heizkosten, eine Verbesserung des Raumklimas und eine langfristige Wertsteigerung der Immobilie. Foto: djd/ Qualitätsgedämmt e.V./ Ingo Bartussek – stock.adobe.com

 

Eines wurde in den vielen Telefonaten immer wieder deutlich: Bevor Hauseigentümer mit Sanierungsmaßnahmen beginnen, sollten sie sich zunächst professionellen Rat holen. Übereilte Entscheidungen können teuer werden, etwa wenn man Finanzspritzen von Vater Staat verschenkt oder so halbherzig saniert, dass die erhoffte Energieersparnis ausbleibt. Der erste Weg sollte daher am besten zu einem qualifizierten und erfahrenen Energieberater vor Ort führen, unterstrich Sandra Limke: „Der Energieberater begleitet bei der Planung der energetischen Modernisierung, unterstützt bei der Auswahl der Materialien für die Wärmedämmung und der neuen Heizungstechnik – und begleitet die Ausführung der Arbeiten auch.“

Keine Fördermittel verschenken

Wenn es um Fördermittel geht, ist generell auch der Energieberater der erste Ansprechpartner – anschließend führt der Weg zur Hausbank, etwa um zinsgünstige Darlehen zu beantragen. Wichtig dabei ist stets: Fördermittel müssen beantragt werden, bevor die Sanierung beginnt. Und wer clever plant, kann verschiedene Maßnahmen zu Paketen bündeln. „Wenn man mehrere Einzelmaßnahmen gleichzeitig durchführt, kann man ein ,Effizienzhauspaket‘ beantragen, welches in der Regel nochmals günstigere Förderkonditionen bietet“, erläuterte Dietmar Rieth.

Kosten stets individuell kalkulieren

Wie teuer wird die energetische Sanierung? Auch diese Frage wurde den Experten am Telefon immer wieder gestellt. Eine pauschale Antwort ist naturgemäß nicht möglich, jedes Haus und sein Modernisierungsbedarf seien anders. „Ein detailliertes Sanierungskonzept stellt sicher, dass die Maßnahmen sinnvoll aufeinander aufbauen und in der Summe ein förderfähiges Effizienzhaus ergeben“, erklärte Peter Ackermann-Rost. Neben den Kosten hängen auch die zu erwartenden Energieeinsparungen stark von vielen individuellen Faktoren ab und können nur für den Einzelfall berechnet werden. Dabei gilt die Faustformel: Je älter das Gebäude, desto größer ist in der Regel die Chance, viel Heizenergie zu sparen.

Gebäudehülle, Fenster, Heizung: Dies sind die drei wichtigsten Sanierungsmaßnahmen, an denen Hausbesitzer ansetzen können, um die laufenden Heizkosten dauerhaft zu senken. Insbesondere eine Wärmedämmung der Fassade und bei Bedarf auch des Dachgeschosses empfiehlt sich für fast jedes Altgebäude, einfach weil hier die größten Einsparpotentiale zu erwarten sind. Nicht verkennen sollten Hauseigentümer aber auch die weiteren Vorteile, die sich mit dem Sanieren ergeben: Das Raumklima ist ganzjährig besser und ausgeglichener, der Wohnkomfort steigt – und auf lange Sicht ist für energieeffiziente Häuser auch eine positive Wertentwicklung zu erwarten.

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Weitere Informationen im Internet

Energieberater aus der eigenen Region findet man beispielsweise über die Energieberatersuche des Deutschen Energieberater-Netzwerks (DEN) e.V. unter www.deutsches-energieberaternetzwerk.de. Viele grundlegende Informationen sowie Erfahrungsberichte von Hausbesitzern, die bereits saniert haben, sind unter www.dämmen-lohnt-sich.de nachzulesen. Hier können Hausbesitzer auch Fachhandwerksbetriebe vor Ort finden.

 

Für die Dämmung der Fassade lassen sich staatliche Fördermittel nutzen.
Foto: djd/ Qualitätsgedämmt e.V./ Ingo Bartussek – Fotolia

 

Wichtige Fragen und Antworten beim Expertentelefon „Energetisch sanieren“ vom 27.09.2018

1. Mit welchen Kosten muss ich für eine Energieberatung rechnen? Muss der Fachmann in jedem Fall zu mir kommen oder ist auch eine Beratung per Telefon oder E-Mail möglich?

Sandra Limke: Die Kosten einer Energieberatung hängen sehr vom gewünschten Umfang ab. Je differenzierter Sie die Energieeinsparung und die Kosten für eine Modernisierung wissen möchten, desto größer ist der Zeitaufwand für die Beratung. Für eine fundierte Beratung ist eine Begehung vor Ort unbedingt erforderlich. Daneben ist es unter Umständen möglich, eine Förderung für die Beratung zu bekommen.

2. Ich habe schon im vergangenen Jahr die Heizung austauschen lassen, ohne über Zuschüsse nachzudenken. Kann ich auch nachträglich noch etwas bekommen?

Sandra Limke: In der Regel ist das nicht möglich.

3. Wir wollen das Dach unseres Eigenheims als Fitness- und Wellnessraum ausbauen lassen. Bisher ist das Dach komplett ungedämmt. Was würden Sie empfehlen?

Sandra Limke: Auch im Fitness- und Wellnessraum sollte das Klima angenehm sein. Eine Wärmedämmung, die im Winter für eine angenehme Temperatur im Raum sorgt und im Sommer eine zu starke Aufwärmung des Raumes verhindert, ist unbedingt zu empfehlen. Wenn Sie den Raum häufig und intensiv nutzen möchten, ist es zudem angebracht, für eine ausreichende Belüftung, zum Beispiel durch eine Lüftungsanlage, zu sorgen.

4. Unser Eigenheim wurde Mitte der 1980er-Jahre gebaut, außer Schönheitsreparaturen haben wir an der Substanz wenig gemacht. Was ist der beste Weg, um Energie zu sparen – eine Dämmung, neue Fenster oder eine neue Heizung?

Peter Ackermann-Rost, Dipl.-Ing. Bauingenieur und Energieberater, KFW-Sachverständiger, Experte für Qualitätssicherung am Bau, Landessprecher DEN e.V. Berlin: Ein Haus ist ein komplexes Gebilde, bei dem die Technik und die Gebäudehülle zusammenpassen müssen. Auch die Bedürfnisse der Bewohner ändern sich mit der Zeit und können bei einer Sanierung mit einfließen. Zunächst empfehle ich eine umfassende Bestandsaufnahme und eine ausführliche Beratung, um dann ein Schritt-für-Schritt Sanierungskonzept zu entwickeln, damit die Sanierungsmaßnahmen sinnvoll aufeinander aufbauen und in der Summe ein förderfähiges Effizienzhaus ergeben.

5. Wir wollen unser Haus grundlegend sanieren und uns dabei beraten lassen. Wie finde ich einen Energieberater, dessen Ratschlag und Kompetenz ich vertrauen kann?

Peter Ackermann-Rost: Grundsätzlich finden Sie die für die Beantragung von Fördergeldern der KfW geeigneten Berater auf der Energieeffizienz-Expertenliste des Bundes. Wir empfehlen auch die Expertensuche auf der Webseite unseres Vereins, dem DEN e.V., hier finden Sie eine kompetente und wirtschaftlich unabhängige Beratung.

6. Reicht zum Verkauf eines Hauses ein Foto der Wärmebildkamera oder muss ich in jedem Fall einen Energieausweis vorlegen?

Peter Ackermann-Rost: Die gesetzliche Regelung ist eindeutig. Beim Verkauf eines Hauses muss ein Energieausweis vorliegen. Welche Art von Ausweis, ob verbrauchs- oder bedarfsorientiert, nötig ist, kann Ihnen Ihr Energieberater sagen.

7. Wenn ich für die Sanierung der Fassade KfW-Mittel nutze, kann ich dann zusätzlich Fördermittel für eine neue Heizung beantragen – oder schließt das eine das andere aus?

Dietmar Rieth, Dipl.-Ing. elektrische Energietechnik, Energieberater und Effizienzexperte, Schwerpunkt Anlagentechnik, Landessprecher DEN e.V. Rheinland-Pfalz: Ja, es können Mittel für weitere Einzelmaßnahmen beantragt werden oder bei mehreren Einzelmaßnahmen, die man gleichzeitig durchführt, kann man ein „Effizienzhauspaket“ beantragen, welches in der Regel günstigere Konditionen bietet als Einzelmaßnahmen.

8. Benötige ich als Hausbesitzer in jedem Fall einen Energieausweis? Oder nur dann, wenn ich das Haus verkaufen oder vermieten will? Und welche Informationen kann ich dem Ausweis entnehmen?

Dietmar Rieth: Der Energieausweis wird in der Regel nur für Verkauf, Vermietung und Verpachtung benötigt. Je nachdem, ob ein Verbrauchs- oder Bedarfsausweis erforderlich ist, gibt der Ausweis Hinweise auf den Heizenergieverbrauch, den Heizenergiebedarf, den Warmwasserverbrauch sowie den Stromverbrauch. In Verbindung mit der beheizten Fläche werden daraus Kennzahlen wie Endenergie, Primärenergie und Nutzenergie gebildet. Der allgemeine Strombedarf des Objektes für die üblichen Anwendungen ist nicht Gegenstand des Energieausweises. Der E-Ausweis soll einen Vergleich mit anderen Objekten gleicher Bauart, gleichen Baualters und gleicher Anlagentechnik widerspiegeln. Er beinhaltet bei seinen Berechnungen das „genormte“ Nutzerverhalten, welches in der Regel mit der tatsächlichen Verbrauchs- oder Bedarfsstruktur nicht übereinstimmt, höchstens zufällig in Ausnahmefällen. Der E-Ausweis kann somit auch keine tiefergehende Analyse des Objektes ersetzen.

9. Die Fenster in unserem Eigenheim sind gut 20 Jahre alt. Empfiehlt sich da ein Austausch oder was kann ich alternativ machen? Und welche Kosten kommen dabei auf mich zu?

Dietmar Rieth: 20 Jahre alte Fenster sind in der Regel doppelt verglast und verfügen nicht über die bei modernen, dreifach verglasten Fenstern üblichen Mehrkammersysteme des Rahmens. Ein Austausch ist somit empfehlenswert. Neue Fenster sind mit ihren U-Werten in ein bestimmtes Verhältnis zur Außenwand und zur obersten Geschoßdecke zu bringen, um Bauschäden zu vermeiden. In der Regel sollte bei neuen Fenstern auch ein Lüftungskonzept mit berechnet und bei Bedarf umgesetzt werden. Man kann heute bei neuen, dreifach verglasten Kunststofffenstern von einem Preis von etwa 500 Euro pro Quadratmeter ausgehen.

10. Ist es sinnvoll, im Altbau von einer Ölheizung auf Wärmepumpe, vielleicht mit Solarthermie, umzusteigen?

Rolf Canters, Dipl.-Ing. Bauingenieur, Energieberater mit den Schwerpunkten Baubiologie sowie Forschung und Entwicklung energieeffizienter Systeme, Fachbuchautor Innendämmsysteme und Wandheizung, Landessprecher DEN e.V. Baden-Württemberg: Eine solarthermische Anlage mit Heizungsunterstützung ist bei jeder Heizungsart zu empfehlen. Auch kleine Warmwasser-Wärmepumpen können im Sommerhalbjahr vor allem in Verbindung mit selbst erzeugtem Solarstrom effizient sein. Mit einer konventionellen (Strom-) Wärmepumpe als einziger Heizanlage in einem ungedämmten Altbau, mit normalen Heizkörpern, ist Vorsicht geboten. Das Heizen mit erneuerbarer Energie erfordert eine energieeffiziente, gedämmte Gebäudehülle. Eine Erd-Wärmepumpe kann nur in Verbindung mit Niedertemperatur-Heizflächen, zum Beispiel einer Wand- oder Fußbodenheizung, ganzjährig effizient arbeiten. Ein Solarkollektor ist deshalb auf jeden Fall für die Warmwasserunterstützung sinnvoll.

11. Wenn ich das Bad barrierefrei umbauen und gleichzeitig eine neue Heizung einbauen lassen will, kann ich dann für beides Fördermittel nutzen?

Rolf Canters: Ja, Sie können gleichzeitig beide Anträge bei der KfW stellen.
Dies eröffnet Ihnen zum Beispiel bei barrierereduzierten Balkontüren die Möglichkeit, mehr Wert auf Einbruchschutz zu legen. Wichtig ist, dass die Kosten eindeutig zugeordnet werden. Eine doppelte Förderung, auch über das Finanzamt, ist mit KfW-Mitteln nicht mehr möglich.

12. Ich habe gehört, dass ich bei einer Fassadendämmung auch eine Lüftungsanlage in meinem Eigenheim einbauen lassen muss. Ist das richtig?

Rolf Canters: Nein. Dennoch ist eine bedarfsgeregelte Lüftung, am besten mit einem Feuchtefühler, in vermieteten Räumen anzuraten. Die meisten Probleme entstehen allerdings nach dem Fensterwechsel als Einzelmaßnahme. Neue Fenster sparen bis zu zwei Drittel der Energie, die bisher weitgehend über die Gläser verloren ging. Wenn nun die Wände aus massiven Steinen bestehen und nicht gedämmt sind, kühlen diese Wände in kalter Jahreszeit aus. Die Folge ist, dass sich an der Innenseite der Außenwände Feuchtigkeit niederschlagen kann. Dies kann dort zu Schimmelpilzwachstum führen.

 

 

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